Nach dem Frühstück begab ich mich auf den Weg, barfuss, wie das so üblich war bei den Hippies. Gestrüpp und Kiesel machten mir nichts aus. Heutzutage unvorstellbar für mich.
Leider musste ich nach weniger Zeit feststellen, dass das mit der Abkürzung durch den Olivenhain doch nicht so einfach war. Wegen verirren und so. Ich entschloss mich doch die normale Straße zu nehmen. Natürlich war damals die Straße nicht asphaltiert ,sondern Lehm mit Kies und ewig vielen Schlaglöchern. Die wenigen Autos und Mopeds die an mir vorbeifuhren hinterließen immer eine große Staubwolke. Unten im Dorf Arillas gabelte sich die Straße. Links weg nach Kavadades, rechts zum Arillas Strand. An dieser Gabelung war die Taverne von Spiros Kourkoulos, auch Brouklis genannt. O Brouklospiros (der Brooklynnspiros) war schon damals eine gern besuchte Kneipe. Der Spitzname Brouklis kam, wie ich später erfuhr von seinem Urgroßvater, der nach Amerika (eben Brooklyn New York) ausgewandert war und mit einem Beutel voller Goldstücke zurückgekommen sein soll!
Nach diesem vielen Staub entschloss ich mich, mir ein kühles Bier dort zu genehmigen.
Jassu Spiro! Jassu Klau! (Bei direkter Ansprache wird das S am Schluss nicht ausgesprochen. Z.B. Kostas gesprochen Kosta) Er freute sich mich wieder zu sehen, er kannte mich natürlich noch vom letzten Jahr als ich im Urlaub hier war. Na se keraso! Ich lade Dich ein. Kaze. Setze Dich. Ti kanis? Wie geht es Dir? Leider muss ich zugeben, dass mein griechisch damals nicht mehr als diese paar Worte hergab und wir uns mehr mit Händen und Füßen verständlich machten. Denn damals war es mit dem englisch bei den Griechen auch nicht so gut bestellt.
Am Nebentisch saßen Jürgen und Aloka die Ashramleiter von Larna. Zu diesem Ashram, in den ich hin wollte. Hallo! Sie wären gerade beim Einkaufen für den Ashram und würden mich herzlich gerne einladen, Sie zu besuchen. Ich kannte auch Sie bereits vom letzten Jahr. Jetzt aber kurze Haare und ganz in Rot.Ich erzählte Ihnen davon ,dass ich gerne sanyass nehmen würde (ein Schüler Bhagwans Osho werden). Und gerne Sie im Ashram besuchen würde.. Leider fehlte mir der Mut, gleich mit Ihnen mitzufahren. Ihr müsst wissen ich war und bin ein eher ängstlicher und schüchterner Mensch. Also fuhren Sie mit ihrem Auto weiter ohne mich.
Natürlich konnte ich abends zu meinen Freunden nicht zurückkehren, ohne Ihnen vom Ashram zu berichten. Und für MICH !
Ich wollte einfach ganz langsam in diesen Ashram gelangen, mich darauf vorbereiten. Nicht mit den beiden ankommen und großes Hallo. Und vor allem nicht im Mittelpunkt stehen.
Also Kam ich nach ungefähr einer halben Stunde später zu Fuß unterhalb vom Ashram an. Was für ein schöner Ort, welch Paradies!
Im Innenhof eine überdachte Quelle aus der immer Wasser fließt. Früher als Waschplatz für die ganze Gemeinde genutzt.
Links der Quelle der Bhagwan Meditationsraum, rechts die Küche.
Als ich ankam wusch sich eine Ma (indisch. Sanskrit Mutter = Frau) gerade am Brunnen. D.h. Sie holte einen Eimer Wasser aus dem Quellbecken und schüttete diesen über Ihren splitternackten Körper. Man konnte das Leben spüren, die Einfachheit des Seins. Ohne Einschränkungen ohne Tabus , einfach Liebe. Ein Swami (indisch sanskrit = Herr) spielte Gitarre, andere genossen Ihr Frühstück oder unterhielten sich angeregt. Es war Leben pur. Ich war fasziniert aber auch sehr verunsichert.
In Deutschland hatte ich sehr viel Kontakt mit Sannyassins wohnte auch in Wohngemeinschaften, aber ein Ashram, nein das war mir bisher noch nicht begegnet.
Meine Freunde Jürgen und Aloka, die mich nach so kurzer Zeit wieder sahen umarmten mich und spürten meine Unsicherheit. Komme an, sei willkommen sagten Sie.
Bevor ich weitererzähle, vielleicht ein paar erklärende Worte über all diese Indischen Wörter.
Ein Ashram auch indisch asrama ist der „Ort der Anstrengung“, ein Meditationszentrum
Sannyasin heißt aus dem ind. “die Erleuchtung Suchender“ vereinfacht gesagt Schüler
Der spiritueller Leiter eines Ashrams oder religiöses Oberhaupt des Ganzen ist ein Guru, in diesem Fall Bhagwan Shree Rajneesh. (später Osho genannt) Der erste Ashram in Indien (Poona) den er gründete hieß Maharashtra.
Im folgenden wurden oder werden immer noch in Arillas und Agios Stefanos alle Gäste, die in spirituellen Zentren Ihren Urlaub verbringen als „Gurudes“ bezeichnet. Auch wenn Sie gar nichts mit Bhagwan/Osho zu tun haben.
Bei diesem Besuch war mir eines klar geworden: Ich werde meine Aufnahme als Sanyassin beantragen. Was ich auch dann wenige Tage später per Brief tat.